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Im-Ohr-Hörgeräte: kleine, maßgefertigte Technikwunder
Im-Ohr-Hörsysteme sind klein. Das passt zum Wunsch vieler Menschen nach einer unauffälligen Hörhilfe. Doch müssen Schwerhörige aufgrund der geringen Größe auf technische Finessen bei Im-Ohr-Geräten (IdO) verzichten? Und eignen sie sich auch für schwere Hörverluste? Rainer Schäfer, Leiter Audiologie und Training beim Hörgeräte-Hersteller Starkey, erklärt, was IdOs heutzutage leisten und mit was die kleinen Geräte punkten.
Herr Schäfer, oft hört man, Im-Ohr-Hörsysteme seien nur für leichte bis mittlere Hörverluste geeignet. Stimmt das?
Das kann man pauschal nicht sagen. IdO ist nicht gleich IdO, es gibt verschiedene Bauformen. Die kleinsten sind die sogenannten IICs, die nahezu unsichtbar im zweiten Knick des Gehörgangs sitzen. Dann kommen die CICs, die im Gehörgang platziert sind und von denen nur die Spitze eines kleinen Kunststoffgriffs sichtbar ist. Diese beiden Typen eignen sich für leichte bis mittelschwere Hörverluste. Darüber hinaus gibt es das ITC, das im Eingangsbereich des Gehörgangs sitzt, und das ITE, das in der Ohrmuschel liegt. Mit diesen beiden Bauformen lassen sich auch schwere Hörverluste versorgen. Und ja, es gibt auch Menschen, deren Hörverlust wir nicht mit einem IdO ausgleichen können. Das ist heute allerdings die Ausnahme. Manchmal ist es auch die Anatomie des Ohres, die gegen ein IdO spricht, zum Beispiel wenn der Gehörgang zu eng ist.
Gibt es einen grundlegenden Unterschied zwischen Im-Ohr- und Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten?
Ja. Bei einem IdO sitzt der Lautsprecher, auch Hörer oder Wandler genannt, tief im Gehörgang. Daher benötigen wir tendenziell weniger Verstärkung. Wir können die natürliche Funktion der Ohren nutzen. Der Schall wird wie bei Normalhörenden direkt im Ohr aufgenommen, sodass die Richtcharakteristik erhalten bleibt. Das bedeutet: Ich nehme den Schall, der von vorne kommt, deutlicher wahr als Geräusche, die von hinten kommen. Denn die Ohrmuschel dämpft diese Geräusche. Dadurch können wir uns fokussieren und uns zum Beispiel gezielt einer Person zuwenden, mit der wir kommunizieren möchten.
Viele interessieren sich für Im-Ohr-Hörgeräte, weil sie klein und unauffällig sind. Bedeutet wenig Platz nicht auch wenig Technik?
Die Antwort ist ein klares Nein. Die Technik hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt, die einzelnen Komponenten von Hörsystemen sind immer kleiner geworden. Schwerhörige bekommen heute Im-Ohr-Geräte, die enorm leistungsstark sind und in denen 1:1 die gleichen Funktionen stecken wie in Hinter-dem-Ohr-Geräten.
Über welche Funktionen sprechen wir?
Es geht zum Beispiel um Funktionen wie Störlärm- oder Rückkopplungsunterdrückung. Aber auch um Funk- und Sensortechnologie. Oder die Akku-Funktion. Darauf musste man bei IdOs lange Zeit verzichten, inzwischen nicht mehr.
Wie wirken sich Akkus konkret auf den Alltag von Hörgeräteträgerinnen und -trägern aus?
Als Erstes müssen sie natürlich keine Batterien mehr kaufen und austauschen. Das spart Geld und macht vor allem die Handhabung der Hörsysteme sehr einfach. Menschen mit Hörgeräten sind im Schnitt 70 Jahre und älter. Dank der Akkus müssen sie kein kleines Batteriefach mehr öffnen und schließen, zudem ist es nicht mehr notwendig, die Geräte ein- und auszuschalten. Wenn sie die Geräte in die Ladestation legen, schalten sie sich automatisch ab. Wenn sie sie wieder in die Ohren stecken, schalten sich die Hörsysteme automatisch ein.
Und das Einsetzen und Herausnehmen von Im-Ohr-Geräten, kann das zum Problem werden?
Nein, dafür benötigt man kein großes Können. Jedes Im-Ohr-Hörgerät wird individuell gefertigt und passt nur an einer Stelle im Ohr. Sie müssen sich keine Gedanken machen, dass Sie Ihr Hörgerät falsch einsetzen oder Ähnliches. Die individuelle Maßanfertigung sorgt außerdem für ein angenehmes Tragegefühl und einen sicheren Halt im Ohr.
Sie sprachen noch von Funktechnologie …
Genau. Auch dafür ist in IdOs heute Platz. ITE- und ITC-Geräte lassen sich mithilfe der Bluetooth-Funkübertragung mit dem Smartphone, dem Computer oder dem Fernseher verbinden. Der Ton wird dann direkt in die Hörgeräte übertragen. Die ganz kleinen CIC- und IIC-Geräte sind derzeit noch nicht mit Bluetooth ausgestattet. Das hat unter anderem damit zu tun, dass der Körper die Funkübertragung absorbiert, wenn die Hörgeräte tief im Ohr getragen werden. Das heißt aber nicht, dass Sie bei CICs und IICs auf kabellose Verbindung zu anderen Geräten verzichten müssen. Sie benötigen dafür lediglich das entsprechende Zubehör.
Gibt es weitere Unterschiede bei IdOs, die mit der Bauform zusammenhängen?
Ja, die gibt es. Die IIC- und CIC-Hörsysteme sind so klein, dass der Fokus eindeutig auf der Kosmetik liegt. Menschen, die sich für diese Lösung entscheiden, sagen ganz klar: Ich möchte gut hören, aber niemand soll sehen, wie gut ich hören kann. Menschen, die sämtliche Vorteile nutzen möchten, die die Technik uns heute bietet, sind mit den beiden etwas größeren Varianten, dem ITC oder ITE, optimal versorgt. Sie bieten Platz für Akku, Bluetooth oder auch Sensoren. Letztere bieten einen Mehrwert, der über das Hören hinausgeht. Sensoren machen Hörsysteme zu Aktivitätstrackern und Sprachübersetzern, die außerdem noch über einen automatischen Sturzdetektor und -alarm verfügen. Optisch ähneln sie In-Ear-Kopfhörern, die viele Menschen täglich zum Musikhören nutzen.
Klein, praktisch und mit jeder Menge Technik. Klingt perfekt. Wenn ich mich für Im-Ohr-Hörsysteme entscheide, muss ich im Alltag auf etwas Besonderes achten?
Eigentlich nur auf zwei Dinge: Wenn Sie Ihre Hörsysteme aus den Ohren nehmen, sollten Sie sie einmal kurz mit einem Mikrofasertuch oder Taschentuch abwischen. Außerdem sollten Sie alle paar Tage die Filter wechseln, die Hörer und Mikrofon vor Feuchtigkeit und Schmutz schützen. Das ist aber sehr einfach und zeigt Ihnen Ihr Hörakustiker gern.
IIC – Invisible-in-the-Canal
CIC – Completely-in-the-Canal
ITC – In-the-Canal