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Besser hören mit KI
Ob Kaufempfehlungen im Internet, Sprachassistenten wie Alexa oder der Textgenerator ChatGPT: Künstliche Intelligenz (KI) ist längst Teil unseres Alltags. Auch in vielen Hörgeräten kommt KI zum Einsatz. Wir wollten wissen, was die KI leistet und welche Vorteile das bringt. Antworten haben wir von Steffen Kreikemeier bekommen. Er ist Professor für Audiotechnik und Psychoakustik an der Hochschule Aalen.
Herr Kreikemeier, aktuell sprechen alle über künstliche Intelligenz. Auch viele Hörgerätehersteller setzen schon länger auf die Technologie. Sind Hörsysteme heute intelligent?
Das kommt darauf an, wie man Intelligenz definiert. Im Sinne menschlicher Intelligenz würde ich die Frage verneinen. Ein Gespräch oder ein Diskurs mit einem Hörsystem ist vermutlich wenig zufriedenstellend. Aber wenn wir es rein technisch betrachten, dann würde ich schon sagen, dass Hörgeräte heute intelligent sind.
Was genau versteckt sich hinter dem Begriff „künstliche Intelligenz“?
Erst mal ist es ein Schlagwort, das viel verwendet wird, aber gar nicht so einfach zu fassen ist. Das, was aktuell für Hörsysteme vor allem interessant ist, ist das maschinelle Lernen. Dabei lernt ein Algorithmus, mithilfe von Trainingsdaten Muster zu erkennen, die er anschließend auf neue Daten anwenden kann. Auf Hörsysteme übertragen heißt das zum Beispiel, dass die Geräte nach dem Training unterschiedliche Hörsituationen erkennen und sich automatisch darauf einstellen können.
Häufig ist auch von Deep Neural Networks die Rede …
Der große Vorteil ist, dass bei dieser Form des maschinellen Lernens Prozesse parallel ablaufen, sodass Rechenschritte deutlich schneller erfolgen können.
Was ist der größte Nutzen von KI für Hörgeräteträgerinnen und -träger?
Menschen, die Hörsysteme tragen, haben in der Regel keine Schwierigkeiten, sich in ruhiger Umgebung mit einer Person zu unterhalten. Anders sieht es überall dort aus, wo es viele Hintergrundgeräusche gibt und mehrere Personen gleichzeitig sprechen. Schon heute verbessert KI das Sprachverstehen in solch komplexen Situationen. Und je weiter die Rechenleistung und die Speicherkapazität von Hör- systemen wachsen, desto besser wird das gelingen. Mit einem PC ist es bereits möglich, Sprache so zu verarbeiten, dass sie aus dem Störgeräusch in Echtzeit herausgerechnet wird. Das wird das Sprachverstehen noch einmal enorm verbessern.
Welche Möglichkeiten eröffnet KI darüber hinaus?
KI hat in den vergangenen Jahren viel dazu beigetragen, dass Hörsysteme unterschiedliche Umgebungssituationen immer zuverlässiger erkennen. KI ermöglicht es Hörsystemträgern auch, aktuelle Klangsituationen teilweise über A-B-Vergleiche zu bewerten. Auf diese Weise lassen sich die Geräte weiter trainieren, sodass sie sich immer besser an individuelle Bedürfnisse anpassen. Es gibt aber auch KI-Anwendungen, die über das Hören hinausgehen. In Kombination mit Bewegungssensoren können Hörgeräte auch als Fitnesstracker oder Sturzdetektor dienen. Die unterschiedlichen Möglichkeiten sind abhängig vom Hörsystemhersteller.
Digitale Hörsysteme – ob mit oder ohne KI – sammeln Daten. Was passiert damit eigentlich?
Grundsätzlich bedarf es immer der Zustimmung der Nutzer, wenn es um die Sammlung von Daten geht. Das ist so bei Sprachassistenten wie Alexa, bei einem Tesla, in dem zig Kameras verbaut sind, oder eben bei Hörsystemen. Hörakustiker erhalten über die Anpasssoftware zum Beispiel Informationen zum Nutzungsverhalten und können damit die Anpassung individuell optimieren. Uns muss klar sein: Wenn wir wollen, dass Dinge sich verbessern, müssen wir auch bereit sein, Rückmeldung zu geben – natürlich anonymisiert. Je mehr Daten Hörgeräteherstellern zur Verfügung stehen, desto besser können sie ihre KIs trainieren. Wichtig ist, dass alle Beteiligten verantwortungsvoll mit den Daten umgehen und die Systeme zur Datenverarbeitung sicher sind.
Was können wir von KI in Hörsystemen künftig noch erwarten?
Die Möglichkeiten der Individualisierung werden weiter zunehmen. In Kombination mit weiteren Sensoren werden Hörsysteme zum Beispiel auch in der Lage sein, Stimmungen zu erkennen.
Kommt KI bereits in allen Hörsystemen zum Einsatz?
Bisher nicht unmittelbar. Aber ich denke, in zwei bis vier Jahren wird das der Fall sein.